Extraktionsregeln 1 bis 6

1.) Ziehe niemals permanente Zähne im Wechselgebiss, denn dadurch werden potentielle Wachstumskeime, die das zukünftige Kieferwachstum fördern und regulieren, eliminiert. Hier ist die Stärke die Therapie mit herausnehmbaren kieferwachstumsfördernden Zahnspangen, die es im Alter von 8-11 Jahren auszunutzen gilt (nach hessischen GKV-Richtlinien meist nur als private oder Kostenerstattungsbehandlung nach § 13,2 durchsetzbar).

2.) Alleinige Ausnahme kann hier nur die Symmetrie wiederherstellende Extraktion von Zähnen oder Zahnrudimenten bei Nichtanlage bleibender oberer Frontzähne sein.

3.) Zahnumformung ist immer besser als Zahnextraktion. Insbesondere bei der Erwachsenentherapie mit abgeschlossenem Kieferwachstum ist ein Angleichen der Zahnform durch verschmälernde approximale Schmelzreduktion oder Odontoplastik der Zahnextraktion vorzuziehen.

4.) Da die Atmung der primäre medizinische Faktor ist, den sich die Kieferorthopädie zuschreiben könnte, ist das Leitbild einer möglichen Extraktionstherapie, der Einfluss auf die Entwicklung der Atemwege. Vergrößerungen der OK-Basis oder Vorverlagerung eines zurückliegenden UK sind jeglichen Alternativen mit Extraktion oder regressiver Wachstumshemmung, wie bei der Headgear-Therapie, vorzuziehen.

5.) Die Beachtung der Förderung eines funktionsfähigen Mundinnenraumes, der genügend Platz für die Zunge, zum Sprechen oder Schlucken hat, sind begleitende Indikationen zu der in Punkt 4 aufgeführten Verbesserung der Funktion der Atemwege.

6.) In der Erwachsenentherapie ist eine Extraktionstherapie nur dann sinnvoll, wenn dadurch eine viel invasivere Therapie (kombinierte-KFO-Chirurgie mit Kieferverlagerung) als Kompromiss verhindert werden kann oder eine deutliche Asymmetrie der OK-Mitte ausgeglichen wird.

Die meisten kieferorthopädischen Anomalien gehen mit einem Missverhältnis zwischen Zahngröße und Kiefergröße einher. Da es bei einem Erwachsenen mit Ausnahme der Distraktionsosteogenese nicht mehr möglich ist, den Kiefer zu vergrößern, bleiben nur noch die Zähne als Aktionsforum übrig. Durch Zahnextraktion gewinne ich zwar sehr schnell sehr viel Platz, das Problem der zu großen ungünstig geformten Zähne bleibt jedoch bestehen, was bei einer Ausnivellierung der Zahnbögen oft zu hässlichen interdentalen schwarzen Dreiecken führt.

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