Röntgenstrahlung CT und DVT

Teil - 2 - Veröffetlichung KFO-IG: Interview zur Aufklärung des Patienten über die Röntgenstrahlen

Frage, Rainer Munker: Was heißt denn viele Strahlen? Wie muss ich das verstehen?

Antwort: Ein CT hat im Vergleich zum DVT eine viel höhere Strahlenbelastung, fünf- bis zehnmal so hoch. Bei einem modernen DVT werden nur dann Röntgenstrahlen emittiert, wenn das einzelne Bild „geschossen“ wird. So entsteht bei dem von mir verwendeten WhiteFox Gerät eine maximale Strahlenköperbelastung (Äquivalentdosis) von 80-120 Mikrosievert (μSv) für eine große Kopfaufnahme. Kleine Aufnahmen liegen bei 40-60 μSv und große Aufnahmen speziell für Kinder im Low Dose Verfahren bei nur 17-22μSv (Abb. 4). Bei einem CT entstehen hier Strahlenbelastungen von 300 μSv bis über 600 μSv bei neueren Geräten. Ältere CT´s verbrauchen für eine relativ unscharfe Schädelaufnahme sogar bis zu 1200 μSv.

CT Strahlenbelastung

Abb.4 Vierjährige Patientin mit Low-Dose Verfahren geröntgt, zur Bestimmung der Tonsillen, der Atemwege und der nicht angelegten unteren Seitenzähne.

Frage, Rainer Munker: ...und ab wann sind dann die Strahlen gefährlich?

Antwort: Oh!, das ist ein heikles Thema! Generell sollte man beim Röntgen immer dem ALARA-Prinzip folgen (As Low As Reasonably Achievable). Das heißt, man sollte den Patienten einer so gering als möglichen Strahlenbelastung aussetzen, wie man sie für seine medizinische Aussage braucht; auch wenn diese unterhalb schädlicher Grenzwerte liegt. Verwendet man aber eine viel zu geringe Strahlung, dann kann die ganze Aufnahme zu keiner medizinischen Aussage führen und die ausgesetzte Strahlenbelastung war dann wirklich nutzlos!

Frage, Rainer Munker: Warum sind Röntgenstrahlen gefährlich?

Antwort: Röntgenstrahlen sind sehr kurzwellige elektromagnetische Strahlen. Auch Licht ist eine elektromagnetische Strahlung. Nur weil sie viel langwelliger ist, kann sie nicht durch das Gewebe oder durch einen Körper hindurch dringen und reflektiert dann. Das reflektierte Licht ergibt die Farbwirkung. Wird kein Licht reflektiert, dann ist der Gegenstand schwarz und nimmt die Energie des Lichtes auf. Deshalb sind schwarze Autos in der Sonne immer viel heißer als weiße Autos. Die Röntgenstrahlen sind jedoch „so klein“ dass sie durch das Gewebe hindurch schlüpfen können und die dahinterliegende Fotoplatte schwarz färben. Das hatte ein deutscher Forscher namens Wilhelm Conrad Röntgen 1895 in Würzburg entdeckt und dafür den Nobelpreis bekommen.

Harte Gewebe, wie Knochen, lassen die Strahlen weniger gut durch und führen so zu einer geringeren Schwärzung der Fotoplatte. So sehen dann die Knochen im Röntgenbild mit ihrem unbelichteten Teil heller aus als die Weichgewebe. Will man allerdings Weichgewebe untersuchen, dann muss man mit der Intensität der Strahlung herunter gehen. Man spricht dann von weichen Strahlen. Diese führen schon bei einer geringeren Gewebedichte zur Ablenkung im Gewebe. Hier-durch wird dann auch bei Weichgewebe, wie der Brust ein Unterschied deutlich. Da die Energie dann auf ein mitunter sich häufiger teilendes Gewebe als Knochen oder Zähne trifft, sind diese Strahlen für den Menschen viel gefährlicher als die sogenannten harten Strahlen (ab 90-110 kV). So geht von einer Mammografie eine sehr viel größere Strahlenbelastung aus als beim zahnärztlichen Röntgen, bei dem die Gewebe, Zahnschmelz, Knochen oder Zahnbein, sehr hart sind und dann auch härtere Strahlen zur Darstellung im Röntgenbild erfordern. Die härteren Strahlen, die durch den Körper gehen, können das Gewebe weniger beschädigen als die weicheren Strahlen, welche im Körper hängen bleiben und durch das Abbremsen die Atome und Moleküle aus ihrer Bahn werfen können.

Frage, Rainer Munker: Das hört sich ja ziemlich gefährlich an! Dabei wird doch gerade beim Zahnarzt so viel geröntgt! Wie hoch sind denn dann die Gefahren?

Antwort: Misst man die Äquivalentdosis (Gewebespezifi sche Summation der Körperdosis) so kommt man zu der Schlussfolgerung, dass beim Zahnarzt zwar am meisten geröntgt wird, aber die Strahlenbelastung insgesamt sehr gering ist, kaum mehr als 10% der gesamten durch die Medizin verursachten Strahlenbelastung wird durch den Zahnarzt verursacht.

Frage, Rainer Munker: Was macht im schlimmsten Fall die Strahlung und wie hoch ist sie?

Antwort: Die Strahlen bringen das Gewebe durch Elektronenverschiebungen in den Atomen in einen höheren Energiezustand. Man nennt sie deshalb auch ionisierende Strahlungen. In diesem Zustand sind die Gewebe dann besonders änderungsfreudig. Im schlimmsten Fall könnte dann eine Krebszelle entstehen und sich ein Tumor bilden, oder das Erbgut könnte beschädigt wer-den. Deshalb sind beim Röntgen die Gonaden (Eierstöcke, Hoden) immer besonders zu schützen. Aber das passiert dann doch wohl erst bei höherer Strahleneinwirkung. Außerdem hat der Mensch einen Reparatur-mechanismus, der diesen Strahlenschäden entgegenwirkt.

Der Mensch ist seit Jahrmillionen in der Natur einer Strahlenbelastung durch das Weltall, durch radioaktive Gase (Radon) und Stoff e aus der Erde ausgesetzt. Diese Strahlenbelastung liegt in Deutschland bei ca. 0,4-18 Millisievert (mSv), das sind 400-18.000 Mikrosievert (μSv)!

Die durchschnittliche natürliche Strahlenbelastung in Deutschland liegt bei 2,1 mSv und die dazugehörige künstliche durch Umweltschäden und Röntgen bei nochmals ca. 2 mSv. Die Schwellendosis für eine akute direkte Strahlenbelastung liegt bei 250 mSv. Einer Einzeldosis ab 1000 mSv (1 Sv) führt zur Strahlenkrankheit mit Übelkeit, sie ist aber noch nicht tödlich. Bei 5 Sv stirbt dann jeder zweite innerhalb von einem Monat an der ionisierten Strahlung. Der Grenzwert für berufl ich exponierte Strahlenbelastungen, etwa bei Piloten oder Arbeitern im Kernkraftwerk liegt bei 20 mSv pro Jahr, das sind 20.000 Mikrosievert (μSv) zulässiger, beruflich bedingter und erlaubter Strahlenbelastung.

Im Schwarzwald liegt die natürliche Strahlenbelastung bei über 18 mSv. Der Schwarzwald zählt zu einem Be-reich mit der geringsten Krebsstatistik in Deutschland. Ein Brust-CT kann bis zu 10 mSv, also eine Fünfjahresdosis natürlicher Strahlung benötigen. Ein DVT hat nur ein Hundertstel der Strahlenbelastung wie ein CT des Brust- und Bauchraumes. Selbst in Ländern mit einer natürlichen jährlichen Strahlenbelastung von 100 mSv liegt die Krebsrate nicht höher als in den benachbarten Ländern. Die höchste natürliche Strahlenbelastung ist im persischen Ramsar mit 200 mSV pro Jahr und die Einwohner dort werden uralt, ganz ohne erhöhtes Krebsrisiko. Auch hier gibt es keine erhöhten Krebswerte, denn die Zellen haben sich anscheinend schon an die erhöhte Strahlung gewöhnt. Verlassen die Bewohner allerdings ihre Umgebung, so erkranken sie paradoxerweise viel häufiger an Krebs. Der stochastische Vergleich, eine Strahlenbelastung einfach herunterzurechnen, hinkt, denn er berücksichtigt weder den Reparaturmechanismus des Menschen gegen Strahlen noch die schon 1994 in wissenschaftlichen Experimenten festgestellte „Strahlengewöhnung“ dauerhaft Strahlen ausgesetzter Gewebe gegenüber höheren Einmalstrahlungen.

Veröffentlichung: Aufklärung zur Röntgenstrahlung

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