Frage, Stadtjournal: Herr Prof. Dr. Polzar (KKU), was meinen Sie mit dem Begriff „Irrweg“?

Antwort: Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Schritt zurückgehen: Bei der wissenschaftlichen Arbeit spielen zwei Dinge eine wichtige Rolle: das eine ist das Schaffen von Erkenntnis durch Leiten eines induktiven Prozesses (Folgerung vom Speziellen auf das Allgemeine, d. Red.). Dieser Prozess unterliegt allein dem Handwerk der Logik. So wissen wir, dass 2 + 2 gleich 4 ist. Wenn ich sagen würde, dass 2 + 2 gleich 5 ist, würde jeder sagen, dass das falsch ist. Warum wissen wir das? Weil wir es logisch herleiten können.

In der Medizin gibt es diese Logik in vielen Bereichen jedoch nicht. Sehr häufig gibt es kein richtig oder falsch. Wir bezeichnen Medizin deshalb auch als „Kunst“. Der Begriff beinhaltet „können“ und hat viel mit Übung und Erfahrung zu tun, weniger mit logischer Herleitung.

Stadtjournal Vitamin-D

Frage, Stadtjournal: Gibt es nicht dennoch eine gemeinsame Basis, auf der die Medizin fußt?

Antwort: Hier kommt der zweite Aspekt der wissenschaftlichen Arbeit ins Spiel: die Evidenz. Wenn von 100 Medizinern 99 bei einer Untersuchung zum gleichen Ergebnis kommen, dann können wir mit relativer Sicherheit davon ausgehen, dass es sich um ein allgemeingültiges Ergebnis handelt. Um Evidenz zu erzielen, müssen Studien angefertigt werden, die eine These aufstellen und dann per Beobachtung zum gleichen Resultat gelangen. Trotzdem müssen wir immer im Hinterkopf haben, dass der eine Mediziner, der eine andere Meinung vertritt, Recht haben könnte. Um es auf den Punkt zu bringen: Evidenz allein reicht nicht aus. Man wird nicht überprüfen müssen, was mit einem Fallschirmspringer passiert, der keinen Fallschirm trägt, nur um anschließend Empfehlungen auszusprechen. Die Logik sagt uns, dass er es kaum überleben würde, die empirische deduktive evidenzbasierte Wissenschaft würde allerdings hierzu den experimentellen mehrfachen Beweis fordern! Das wäre unethisch.

Hier kommt der zweite Aspekt der wissenschaftlichen Arbeit ins Spiel: die Evidenz. Wenn von 100 Medizinern 99 bei einer Untersuchung zum gleichen Ergebnis kommen, dann können wir mit relativer Sicherheit davon ausgehen, dass es sich um ein allgemeingültiges Ergebnis handelt. Um Evidenz zu erzielen, müssen Studien angefertigt werden, die eine These aufstellen und dann per Beobachtung zum gleichen Resultat gelangen. Trotzdem müssen wir immer im Hinterkopf haben, dass der eine Mediziner, der eine andere Meinung vertritt, Recht haben könnte. Um es auf den Punkt zu bringen: Evidenz allein reicht nicht aus. Man wird nicht überprüfen müssen, was mit einem Fallschirmspringer passiert, der keinen Fallschirm trägt, nur um anschließend Empfehlungen auszusprechen. Die Logik sagt uns, dass er es kaum überleben würde, die empirische deduktive evidenzbasierte Wissenschaft würde allerdings hierzu den experimentellen mehrfachen Beweis fordern! Das wäre unethisch.

Frage, Stadtjournal: Wie schlagen wir jetzt den Bogen zur aktuellen Situation rund um Corona?

Antwort: Corona hat uns am Anfang regelrecht überrollt. Es wusste niemand, wie man damit umgehen sollte, beziehungsweise welche Auswirkungen die Pandemie auf die Welt und unsere Weltsicht haben wird. Mir sind während eines Aufenthalts in Thailand bestimmte Dinge aufgefallen. Dort laufen fast alle Menschen in der Öffentlichkeit mit einem Mund-Nasen-Schutz herum, ebenso in Taiwan, als ich dort vor sieben Jahren im Zuge eines Vortrags vor Ort war. Wenn wir uns diese beiden Länder ansehen, fällt auf, dass die Infektionszahlen dort äußerst gering sind. Dazu im Vergleich muss man sich nur Deutschland und den gesamten Westen ansehen. Da stellt sich die Frage: Was machen Thailand und Taiwan anders? Zum einen ist das Verhalten der Bevölkerung anders. Masken zu tragen ist dort alltäglich. Die Logik sagt, dass das Tragen von Masken den anderen und damit mich selbst schützt. Hinzu kommt, dass es zur Kultur dieser Länder gehört, sich bei der Begrüßung nicht die Hand zu geben, sich zu umarmen oder sich anders zu berühren. Somit hat das Virus, wiederum ganz logisch, weniger Angriffsfläche. Aber es gibt einen ganz entscheidenden Grund, der hier eine Rolle spielt: Wir wissen aus der kieferorthopädischen Praxis, dass Probleme bei der Herausbildung des Kiefers, bei der Atmung etc. mit einer ungenügenden Knochenbildung zusammenhängen. Die wiederum ist auf einen Mangel von Vitamin D und somit einen Mangel an Sonnenlicht zurückzuführen. Ein Mangel an Vitamin D schwächt das Immunsystem und macht die Menschen anfälliger gegen Viren und Grippe. Deshalb erkranken die Menschen immer im Frühjahr, wenn der Vitamin D-Spiegel am Boden ist, an der Grippe. Und, jetzt kommt die Erkenntnis: Ein gestörtes Immunsystem ist häufig das Ergebnis einer unzureichenden Versorgung mit Vitamin D!

Frage, Stadtjournal: Die Hotspots des Ausbruchs lagen in Wuhan und Norditalien, also Regionen mit winterlicher niedriger Sonneneinstrahlung. Wie passt das mit Ihrer These zusammen?

Antwort: Genau, das ist richtig! Es hat sich erwiesen, dass im Winter diese Regionen eine ungleich höhere Luftverschmutzung aufweisen als irgendwo anders in der Welt. Dementsprechend wurde die Durchlässigkeit von UV-Strahlung gestört, was sich wiederum auf die Versorgung der Menschen mit Vitamin D ausgewirkt hat, das heißt sie konnten gar kein Vitamin D zur Stärkung des Immunsystems bilden und gaben den Viren mehr Chancen, sich zu behaupten. Es ist allgemein bekannt, dass in den westlichen Gesellschaften ein hoher Vitamin D-Mangel herrscht, einfach, weil es unsere Lebens- und Arbeitswelten so ergeben. Wir sitzen den halben oder auch den ganzen Tag in Räumen, in die keine UV-Strahlung gelangt. Ergo verbringen wir viel zu wenig Zeit draußen, hinzu kommt eine meist wenig ausgewogene Ernährung. All das spielt hier eine Rolle. Untersuchungen von Corona-Patienten haben gezeigt, dass der Vitamin D- Haushalt dieser Patienten durchweg unter dem medizinisch vertretbaren Minimalwert war. Es liegt ein nachweisbarer Zusammenhang zwischen dem Risiko, zu erkranken, und dem Mangel an Vitamin D vor.

Frage, Stadtjournal: Warum wurde das nie bekannt?

Antwort: Das ist die große Frage. Die medizinische Wissen-schaft hat bis Juli gebraucht, um zu erkennen, dass man die an Corona verstorbenen untersuchen muss. Vorher wurden sie einfach beerdigt. Erst dann hat man erkannt, dass alle untersuchten Verstorbenen einen erheblichen Mangel an diesem das Immunsystem stärkenden Vitamin aufgewiesen haben. Wir wissen, dass fast 80 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einen Vitamin D-Mangel haben, einige (ca. 20 Prozent) weisen sogar einen erheblichen Mangel auf. Und eben diese waren vom Corona-Virus am stärksten betroffen. Und da sagt die Logik: Hier besteht ein Zusammenhang! Und hier kann auch effektiv angesetzt werden, um sich zu schützen oder im Falle einer Infektion besser gewappnet zu sein. Wie genau wir das machen können, zeige ich im nächsten Teil.


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