Frage, Stadtjournal: Wann empfehlen Sie die Verwendung einer festen Zahnspange?

Antwort: Eine feste Zahnspange benutzt man dann, wenn das natürliche Kieferwachstum schon abgeschlossen ist. Also nicht für eine kieferorthopädische Behandlung, sondern man nennt das eine „orthodontische“ Behandlung. Dann werden nur noch die Zähne bewegt, aber nicht mehr der Kiefer in Größe und Lage zueinander ausgerichtet. Das ist der Unterschied zu einer herausnehmbaren Spange: Die macht die Knochenarbeit, sie sorgt für die richtigen Positionen der Kiefer zueinander und gibt dem Kiefer die richtige Größe. Die Domäne der festen Zahnspange ist es, schiefe Zähne gerade zu machen. Und die Feineinstellung der Verzahnung, man nennt dies „Okklusion“. So wird eine optimale Funktion beim Kauen, Beißen, Sprechen, gewährleistet.

Frage, Stadtjournal: Das heißt also, Jugendliche und Erwachsene sind hier eher die Adressaten?

Antwort: Richtig. Der beste Zeitpunkt zum Beginn der Behandlung mit einer festen Zahnspange ist das Alter zwischen zehn und zwölf Jahren, wenn keine Milchzähne mehr vorhanden sind. Im Gegensatz zur herausnehmbaren Spange: Hier liegt der beste Zeitpunkt zwischen acht und zehn Jahren. Eine feste Zahnspange dient dazu, das orthopädische Ergebnis zu halten.

Frage, Stadtjournal: Wann würden Sie auf eine feste Zahnspange verzichten oder anders gefragt: Wann ist es Ihrer Meinung nach zu spät dafür?

Antwort: Eigentlich ist es nie zu spät, nur muss man eben ganz klar sagen, dass bei Erwachsenen die sogenannten Aligner (Behandlung von Zahnfehlstellungen durch Kunststoffschienen) in 90 bis 95 Prozent der Fälle schonender sind. Denn hier handelt es sich um ein Gebiss, in dem gar kein Wachstum mehr vorhanden ist. Anders bei Jugendlichen: Zwischen zwölf und 16 Jahren kompensiert das noch vorhandene Restwachstum eventuelle Nebenwirkungen der festen Spange.

Patientenbeispiel mit fester Zahnspange

Patientin mit Multiband Brackets

Beispiel feste Zahnspange

Deutlich sind die Zahnfehlstellungen zu sehen.

Feste Zahnspange Patinetenbeispiel

Dank der festen Zahnspange konnten diese innerhalb eines kurzen Zeitraumes behoben werden

Patientenbeispiel: Vorher & Nachher

Hier sehen Sie die Patientin vor der Behandlung und nachher - Korrigierte Zahnfehlstellung durch Multiband Brackets

Voher: feste Bracket Zahnspange

Vorher: Ausgangssituation

Nachher: feste Bracket Zahnspange

Nachher: Korrigierte Zahnfehlstellung

Frage, Stadtjournal: Wie lange wird eine feste Zahnspange in der Regel getragen?

Antwort: In der Regel wird die feste Zahnspange ein bis zwei Jahre getragen, bei uns liegt der Durchschnitt bei einem Jahr und drei Monaten. Es gibt auch Fälle, die dauern neun Monate, ebenso wie Fälle, die dauern drei bis vier Jahre. Allerdings bilden diese die absolute Ausnahme. Etwa bei sogenannten Nicht-Anlagen (Fehlen von Zähnen aufgrund eines genetischen Fehlers) oder verlagerten Zähnen, insbesondere verlagerten Eckzähnen. Aber in dem regulären Konzept, dem „Mehrphasen-Konzept“, dass ich hier vorstelle, gilt: Erstens ein bis zwei Jahre Verwendung der herausnehmbaren Spange, dann mit sogenannten Platzhaltern warten, bis alle Milchzähne raus sind, anschließend die Zahnrotationen und Feineinstellungen mit der festen Zahnspange.

Feste Zahnspange tragen

Patientin mit fester Zahnspange (Multiband Brackets)

Nach Behandlung mit fester Zahnspange

Ergebnis nach der Behandlung mit einer festen Zahnspange (Multiband Brackets)

Frage, Stadtjournal: Verursacht eine feste Zahnspange Schmerzen?

Antwort: Nein, das muss nicht sein. Dies geht immer einher mit der Herangehensweise des Arztes. Wenn mit sanften Bögen begonnen wird und die Bogenfolge aufbauend wechselt, dann verspüren die Patienten zwar am Anfang der Behandlung in den ersten Tagen ein „Missgefühl“ und einen Druck. Dieser verschwindet jedoch nach etwa einer Woche.

Frage, Stadtjournal: Welche Nachteile hat eine feste Zahnspange?

Antwort: Bei einer festen Zahnspange ist die Mundhygiene ein Problem. Wir nehmen eine sogenannte Bracket-Unterbodenversiegelung vor, bevor wir die Brackets aufbringen. Dazu wird mit einem flourhaltigen Lack der Zahnschmelz versiegelt, das minimiert die Kariesgefahr erheblich.

Frage, Stadtjournal: Aus welchen Materialien bestehen diese Brackets?

Antwort: Brackets bestehen aus unterschiedlichen Materialien, die alle ihre spezifischen Vor- und Nachteile besitzen. Üblicherweise werden Stahlbrackets verwendet, weil sie die besten biophysikalischen Eigenschaften besitzen. Zum Beispiel verursachen Stahlbrackets nicht so viel Reibekraft (=Friktion), die dafür sorgt, dass die Frontzähne nach vorne „abwandern“. Zusätzlich werden manchmal Gummizüge eingesetzt. Diese werden zwischen Ober- und Unterkiefer eingehängt, mit dem Ziel, die Relation der Kiefer zueinander zu stabilisieren. Dann gibt es noch Keramikbrackets. Die haben jedoch einige Nachteile. Zum Beispiel kann beim Entfernen der Zahnschmelz in Mitleidenschaft gezogen werden. Zum zweiten sind sie in der Regel so scharfkantig und eckig, dass hier die Friktion so hoch ist, dass die Therapie mit Keramikbrackets oft doppelt so lange dauert. Es gibt auch noch Kunststoffbrackets, die zwar sehr gut gleiten, jedoch nach etwa einem halben Jahr schon Verfärbungen aufweisen. Außerdem können sie leicht brechen und sind im Vergleich zu den anderen Varianten recht klobig. Schließlich gibt es noch Hybride aus Glas und Kunststoff.

Aufbau und Materialien von Brackets:

Frage, Stadtjournal: Gibt es eine Variante, die Sie bevorzugen?

Antwort: In der Regel verwenden wir die Stahlbrackets aus den oben genannten Vorzügen.

Frage, Stadtjournal: Können bei der Verwendung von Brackets Schäden entstehen?

Antwort: Das ist möglich. So kann beim Entfernen, wie bereits erwähnt, Schmelz ausgerissen werden. Wenn keine Flächenversiegelung unter den Brackets vorgenommen wird, gibt es auch meist Kreise am Rand der Brackets. Zum dritten können bei zu festen starken Bewegungen die Zahnwurzeln leiden, da dann die Durchblutung behindert wird. Im schlimmsten Fall kann dies zur Auflösung der Wurzelspitzen führen.

Frage, Stadtjournal: Wie lassen sich diese Schäden vermeiden?

Antwort: Ganz klar durch die Aligner-Technik. Aligner werden täglich an- und ausgezogen. Sie üben keine permanente Kraft auf die Zähne aus, sondern jeweils nur 0,2 Millimeter pro Zahn. Es werden nur die Zähne bewegt, die auch behandelt werden sollen. Aligner sind, auf den Punkt gebracht, die Zukunft. Brackets können nur bei Kindern und Jugendlichen sowie bei ausgesuchten erwachsenen Patienten angewendet werden.

Frage, Stadtjournal: Kommen wir zur letzten Frage: Wie sieht es mit den Kosten für eine feste Zahnspange aus?

Antwort: Die Kosten werden in der Regel zu einem Großteil von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ausnahmen bilden spezielle Kosten, wie etwa farblose Brackets, Bracket- Unterbodenschutz oder superelastische sanfte Bögen. Unterm Strich kann man sagen, dass die Krankenkasse, sofern sie nach KIG Richtlinien die Bezuschussung der Behandlung vornimmt, etwa 3.000 Euro übernimmt. Dazu kommen Kosten von circa 1.800 bis 2.600 Euro, die der Patient selbst tragen muss, wenn er die genannten schonenden Maßnahmen in Anspruch nehmen will. Ich möchte das mit aller Deutlichkeit sagen: Ein Kieferorthopäde, der von sich aus keine Zusatzkosten anbietet, wird auch nicht den neusten Stand der Technik beziehungsweise der Methodik anbieten. Dies birgt wiederum die Gefahren von höheren Nebenwirkungen, die ihrerseits größer sind, als man bei dem zu erzielenden Ergebnis in Kauf nehmen müsste.



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