Informationen zu ASR bei Zahnfleischschwund und Parodontose

Für ASR giebt es sehr viele Begriffe in der Fachwelt:

ASR heisst auch approximale Schmelzreduktion, Reproximation, approximales Polishing, Slicen, Strippen, Zahnremodelation, Zahnrekonturierung oder Odontoplastik.

Parodontose-Zahnfleischentzündung - Was wird bei ASR gemacht:

Mit Polierscheiben oder Diamantfinierern werden die seitlich Kontaktflächen vergrössert, indem der Zahnschmelz minimal reduziert wird.

Legende zum Zahnaufbau

a.) Zahnkrone, b.) Zahnhals, c.) Zahnwurzel

1.) Zahnschmelz
2.) Zahnbein (Dentin)
3.) Zahnfleisch (Gingiva)
4.) Alveolarknochen
5.) Wurzelzement
6.) Zahnmark (Pulpa)
7.) Wurzelhaut
8.) Zahnfach (Foramen apikale)

Ursachen der Parodontose - Zahnfleischentzündung und Makrodontie:

ASR ist besonders bei kieferorthopädischer Behandlung Erwachsener notwendig. Da sich das Zahnfleisch im bleibenden, permanenten Gebiss jedes Jahr um 0,1 - 0,2 mm zurückbildet, also 5 - 10 mm physiologischer Zahnfleischschwund und Knochenschwund bei einem 60jährigen, ist ASR zur Erhaltung oder Verbesserung der parodontalen Situation (des Zahnfleisches) notwendig.

Zahnfleischschwund und Knochenschwund werden zusätzlich durch Parodontose, Parodontitis, Diabetes und Osteoporose gefördert. Auch das Rauchen erhöht den jährlichen Zahnfleischschwund und Knochenschwund.

Patientenbeispiel mit Parodontitis

Ausgeprägter horizontaler Knochenabbau, mit deutlichem Zahnfleischschwund bei einem 53 Jahre alten Patienten, durch langjähriges Rauchen.

Auch bei Patienten mit Makrodontie (siehe Bild unten), d. h. mit zu grosser Zahnform, fehlenden oder nicht angelegten bleibenden Zähnen (Nichtanlage) oder einem Missverhältnis der Zahngrössen zu einander, einer so genannten Bolton-Diskrepanz ist es oft erforderlich, eine ASR der Zähne vor der Gebisskorrektur anzuwenden.

Patientenbeispiel mit Makrodontie

Patient mit zu grossen und langen vorderen Backenzähnen. Diese führen zu einem Platzmangel der engstehenden Frontzähne. Will man keinen Zahn ziehen, so muss die Zahnform neu gestaltet werden.

Linguale* Ansicht Unterkiefer mit Makrodontie

Patientenbeispiel Makrodontie

Patient ohne ASR

Patientin nach zweijähriger kieferorthopädischer Behandlung (in anderer Praxis) ohne ASR. Unschöne grosse Lücken zwischen Zähnen und Zahnfleisch, lassen ein Gebiss automatisch älter aussehen. Die Frontzähne sind aus dem Knochen herausgedrückt und zeigen am links abgebildeten seitlichen Schneidezahn einen erheblichen parodontalen Rezessus. Durch das auffächern werden die Zähne nach vorne gedrückt und liegen nicht mehr in der Knochenbasis. Dies fördert dann die Zurückbildung des Zahnfleisches. Parodontose und Zahnlockerungen sind die Folge.

Frontalansicht Unterkiefer ohne ASR

Patientenbeispiel ohne ASR

*Lingual = Zugenseitig

Weiteres Patientenbeispiel für eine Parodontitis Behandlung:

Ausführliches zur Gingivitis Parodontitis (Parodontose)

Eine “Itis” ist immer ein akutes Geschehen, während eine “Ose” immer einen chronischen Verlauf beschreibt. Eine Abgrenzung von Parodontose und Parodontitis ist nicht immer ganz sinnvoll, da die langfristige Reaktion auf eine akutes entzündliches Geschehen des Zahnfleisches immer eine chronische dauerhafte und irreversible Veränderung des des Zahnfleisches/ Zahnhalteapparates zur Folge hat. Als nur “OSE” bedingte Form der Parodontose existiert eine fortschreitende idiopathische Parodontose ohne begleitenden Faktoren wie Zahnfleischentzündungen, Primärerkrankungen, wie Diabetes.. oder Rauchen.... nur ganz selten. Dies kommt nur in wenigen Fällen vor, z.B. durch funktionelle Fehlbelastungen, schief stehender Zähne.

Das Resultat der manchmal multifaktoriellen Ursachen und der sich daraus entwickelnden Gingivitis zur Parodotitis ist die Parodontose. Eine Abgeheilte Parodontitis wird dann in die Parodontose  übergeleitet. Ein solcher Patient braucht dann, will er seine Zähne im irreversibel geschädigten Zahnhalteapparat mit eigenen Zähnen  erhalten, eine lebenslange Fürsorge durch den Zahnarzt. Hierfür gibt es mittlerweile speziell weitergebildete Zahnärzte, die dann Parodontologen heißen oder Kammerzertifiziert fortgebildete Zahnärzte für Parodontologie sind. Die Gesamtheit der mit dem Zahnhalteapparat einhergehenden Krankheiten nennt man Parodontopathien.

Die Gingivitis ist die primäre Zahnfleischentzündung. Sie beginnt zunächst nur an der marginalen (oberflächlichen) Gingiva propria (Zahnfleisch direkt um den Zahn herum). Hier gibt es ganz verschiedenen Erscheinungsformen. Von der üblichen durch mangelnde Mundhygiene verursachten, zur  Juvenilen Gingivitis oder in schwerer Form der ANUG (Akut Nekrotisierenden Ulzerierenden Gingivitis)  die auch meist nur Jugendliche befällt und eine Autoimmunreaktion darstellen kann, bis zur hormonell bedingten Gingivitis, typisch hierfür die Schwangerschaftsgingivitis. Auch können Ernährungsgewohnheiten oder Mangelernährung (hier am bekanntesten der Vitamin C-Mangel verursachte Skorbut) oder auch Metallvergiftungen, wie z. B. durch Blei und Quecksilber eine hierfür typische Zahnfleischreaktion auslösen.

Es beginnt immer mit empfindlichem Zahnfleisch, welches zunächst nur gerötet erscheint, die Gingivitis, einer akuten Entzündung des Zahnfleisches mit leichtem Reizbluten. Es folgt nach Monaten eine Parodontitis, bei der der Zahnhalteapparat angegriffen wird und sich der alveoläre Knochen zwischen den Zähnen zurückbildet. Eitrige Infektionen begleiten das Geschehen und es folgt  eine Abwanderung der gelockerten Zähne aus der Knochenbasis heraus mit letztendlichem Verlust der Zähne. Durch die Behandlung mit Invisalign-Schienen-Therapie können die gelockerten Zähne gerettet werden und in die alveoläre Knochenbasis zurückbewegt werden. Eine begleitende Behandlung der Zahnfleischentzündung durch den Hauszahnarzt, mit mehreren Reinigungssitzungen (Recall) und manchmal begleitende Antibiotikatherapie sind unerlässlich!

Sollte keine spezifische Keimbestimmung erfolgen, so empfiehlt sich bei einer eitrigen Zahnfleischentzündung eine einwöchige Gabe von 3 mal 400 mg Metronizadol und eine anschließende dreiwöchige Gabe von einmal täglich 200 mg Doxycyclin. Hierdurch werden alle aggressiven grampositiven und gramnegativen Bakterien abgetötet. Eine begleitende 3-4 wöchige subgingivale Reinigung der Zahnfleischtaschen mit einem Airscaler durch den Zahnarzt ermöglicht bei günstigen Bedingungen sogar ein Verschwinden oder Rückbilden der Zahnfleischtasche und der Zahn festigt sich wieder. Es kommt zu einem Reattachment des Zahnhalteapparates.

Parodontitis (Parodontose) Ausführliches zur ASR Behandlung

Parodontose? Wann braucht man ASR

Wann braucht man ASR

Die Zähne stehen schief übereinander, zwischen Zähnen und Zahnfleisch ist evtl. eine kleine “Lücke” (= “schwarzes Dreieck”) sichtbar. Durch die physiologische Eigenbeweglichkeit, nutzen sich die Zähne normalerweise an ihren seitlichen Kontakpunkten ab. Sie schleifen sich selbst ein. Stehen die Zähne schief und überlappen sich wie hier zu sehen, so fehlt ihnen der normale seitliche Abrieb.

Parodontose? Was passiert ohne ASR:

Was passiert ohne ASR

Würde man die Zähne ohne vorheriges ASR, mit kieferorthopädischen Behandlungsgeräten gerade richten und auseinander fächern, so würde ein unschönes, grosses “schwarzes Dreieck” zwischen Zähnen und Zahnfleisch e sichtbar werden. Neben der ästhetischen Beeinträchtigung hat dies auch den Nachteil, dass die Essensreste zwischen den Zähnen hängen bleiben und die Zähne schwer zu reinigen sind. Sprachstörungen wie z. B. Zischlaute, können entstehen.

Parodontose? Wie wird ASR angewandt:

Wie wird ASR angewandt

Verbessert man die ungünstige Zahnform und gestaltet die seitlichen Zahnwände parallel, z. B. mit Polierscheiben oder Diamantfinierern, so kann man jetzt die Zähne zusammenschieben und eine optimale Zahnstellung ohne “schwarze Dreiecke” erreichen. Die seitlich Kontaktfläche wird vergrössert und die Zähne bleiben in ihrer Knochenbasis stehen.

ASR Prophylaxe - Behandlungsergebnis:

Behandlungsergebnis ASR

1.) Papille, 2.) max 4mm

Ist der Abstand zwischen Papille und Knochenansatz, Limbus alveolaris, kleiner als 4 mm, so kommt es meist zu einer vollständigen Regeneration der Zahnfleischpapille. Die grösseren Kontaktflächen stützen das Behandlungsergebnis und beugen somit einem Zurückschieben der Zähne, einem Rezidiv vor.
Durch ASR wird auch gewährleistet, das die Zähn bei der kieferorthopädischen Korrektur noch im Knochenbett verankert bleiben. Parodontose sowie physiologischer Zahnfleischschwund werden hierdurch vermindert. Die Patienten freuen sich, denn häufig kann auf das Ziehen von bleibenden Zähnen verzichtet werden.

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