Mythos 2 "DVT und Discus articularis"

Teil - 2 - Veröffetlichung KFO-Intern: Prof. Dr. Gerhard Polzar, KKU und ZA. Max Herberg

Weiter heißt es, im DVT seien Weichteilstrukturen und insbesondere die Darstellung des Discus articularis nicht möglich, das DVT sei also ungeeignet für die entsprechende Diagnostik. Die geeignete Aufnahmetechnologie seien MRT-Geräte mit eigens angefertigten Spulen.

Im ersten Moment erscheint diese Aussage plausibel. Betrachtet man jedoch den historischen Verlauf der MRT-Diagnostik, so ist unschwer festzustellen, dass die ersten Aufnahmen der 90er Jahre eher einer "Kaffeesatzleserei" glichen, als eindeutiger Diagnostik.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Betrachtungsweise im MRT jeweils in einer Schichtsequenz von 2 mm Schichtstärke erfolgt und diese sequentielle Betrachtungsweise anscheinend in der Beurteilung dieser Hypothese nicht berücksichtigt wurde.

Dichtegradienten im DVT

Bei besonderer Einstellung der Dichtegradienten im DVT (vergleiche hierzu Protonengewichtung im MRT) in Verbindung mit entsprechenden Schnittbilddarstellungen von 1-2 mm, ist es bei erwachsenen Patienten durchaus möglich den Discus articularis im DVT visuell darzustellen (Abb. 7, 8). Auf diesen Abbildungen ist mit blauer Farbe auf grünem Hintergrund eine unschwer erkennbare Abgrenzung des hyalinen Gewebes des Discus articularis beider Seiten sichtbar. Die hierzu erforderliche Einstellung der Dichtegradienten in Opazität-Reichweite der erforderlichen Amplitude der hierfür erforderlichen Hounsfieldwerte können Sie aus der Grafik (Abb. 9) entnehmen.

DVT Darstellung

Abb.7 DVT-Darstellung des Kiefergelenks. Discus articularis in blau

dvt Schnittbild

Abb.8 Gleiche Patientin, Schnittbild in parasagittaler Darstellung mit Darstellung des Discus

Diese 21-jährige Patientin stellte sich in unserer kieferorthopädischen Praxis vor, da sie über Beschwerden im linken Kiefergelenk klagte. Die Betrachtung in paracoronaler Ebene zeigt einen herzförmig deformierten, hypertrophierten Condylus articularis dar (Abb. 10).

DVT Diagramm

Abb.9 "Hounsfield Einheiten" Diagramm zur Einstellung für die Darstellung eines Discus articularis

DVT Kiefergelenk

Abb.10 Deformiertes Kiefergelenk der beschriebenen 21-jährigen Patientin

Schlussfolgerung DVT Mythos 2

Schlussfolgerung: Zumindest bei erwachsenen Patienten ab dem 21. Lebensjahr ist bei entsprechender Konfiguration die Darstellung des Discus articularis möglich. Hierbei ist die Strahlenbelastung der DVT-Aufnahme (falls ein DVT ohnehin erforderlich ist, wäre dies kein Argument) mit der psychischen Belastung einer MRT-Aufnahme für den Patienten abzuwägen, zumal die MRT-Bildgebung erst durch einstündigen Aufenthalt im MRT verbunden mit einer intravenösen Gabe eines Kontrastmittels (Gadolinum) möglich ist.

Der Autor hat in früheren Jahren bereits über tausend MRT-Aufnahmen der Kiefergelenke befundet. Die meisten Patienten empfanden die psychische Belastung als so groß, dass nur sehr wenige einer erneuten Kontrollaufnahme nach Behandlungsabschluss anfertigen ließen. Hinzu kommt, dass selbst heutzutage noch Spezialisten und Autoren renommierter zahnärztlicher Zeitschriften einer Fehlinterpretation von MRT-Aufnahmen unterliegen. Auf dieser Abbildung ist ein vorgeschobener Condylus mit zentral, orthofunktional gelegenem Discus dargestellt. Die Autoren beschreiben fälschlicherweise eine totale anteriore Diskusverlagerung ohne Reposition.